Die Dinge sind immer noch schlecht, und seit dem letzten Heft sind sie vielleicht auch nicht unbedingt besser geworden, sondern, wenn wir ehrlich sein wollen, eher viel schlimmer. Es tut uns leid. Es war nicht unsere Absicht und soll nicht wieder vorkommen.
Namentlich leid tun uns die Fortschritte der islamischen wie der militärischen Konterrevolution in den arabischen Ländern und im Iran und Pakistan, sowie der nahende Zusammenbruch des europäischen Währungssystems ohne jede irgendwie vorstellbare Gegenkraft gegen die faschistischen Tendenzen, die dieser Zusammenbruch bereits jetzt freisetzt; insgesamt also der doch überraschend klar ausgefallene Fortschritt der Katastrofe, bei gleichzeitiger fortschreitender Zerstörung desjenigen Bewusstseins, das eine Revolution um 2011 überhaupt erst möglich gemacht hätte. Wir bitten unsere Leser vielmals um Entschuldigung.
Teil dieser Entwicklung ist die Fortdauer einer angeblich oppositionellen Bewegung, deren geistiger Zustand von gedankenloser Homogenität bestimmt ist, von einem derart elenden Konformismus und dem Fehlen jeden Funkens von wachem, kritischem Bewusstsein, jeder intellektuellen Neugier und jedem rastlosen Ungenügen mit dem, was für wahr zu halten man gewohnt ist; dem völligen Verzicht auf den Drang, zu verstehen, um zu verändern, und zu verändern, um sich selbst zu verändern; insgesamt also eine Bewegung, die sich mit allem als das Gegenteil ausweist von dem, was von einer oppositionellen Bewegung heute gefordert wäre. Schreiben Sie bitte den Namen dieser Bewegung auf eine Postkarte und gewinnen Sie tolle Preise!
Die Unzulänglichkeit aller bestehenden Kritik ist erschreckend. Wir hoffen, ihr etwas auf die Sprünge zu helfen. Dass man dazu freilich den Antideutschen keinen Moment der Selbsttäuschung und der Resignation gönnen darf, ist schon öfter gesagt worden; ob wir uns wirklich noch mit jedem Unsinn gesondert beschäftigen müssen, darf man trotzdem bezweifeln. Ganz erspaert wird es uns nicht bleiben, und damit per extensionem auch euch nicht.
Zuletzt ist unsere Aufgabe aber nicht nur die, zu zerstören, sondern auch aufzubauen. –
Noch eine wichtige Durchsage: diese Ausgabe ist noch ein letztes Mal kostenlos. Für die nächste wollen wir Geld, und zwar zunächst 2 Euro pro Heft. Wir bitten, ein Abonnement zu bestellen (über die üblichen toten Briefkästen) und zu bezahlen (Bankverbindung gibt es mit der Abobestätigung) bis
1. Dezember 2012.(1)
Fürchtet euch vor
dem Krassen Tor.
1 Frist gegenüber Druckausgabe verlängert, wegen der Verzögerungen der Drucklegung.
Ein Boykott aber, der bezweckt, eine einigermaßen bedeutende Zahl der vom Zaren zusammenberufenen „Vertreter“ nicht zusammenkommen zu lassen, hat nur dann einen Sinn, wenn die Hoffnung besteht, ihn in genügend großem Maßstab durchzuführen. Andernfalls bedeutet er bloß eine Ausschaltung aller progressiven Wähler und erleichtert die Bestrebungen der Regierung, eine völlig „unschädliche“ Duma zu bekommen. Dies kann aber als ein positives Resultat nur vom Standpunkt derer eingeschätzt erden, welche die mächtige, die Massen revolutionierende Wirkung unterschätzen, die aus scharfen Parlamentarischen Konflikten hervorgehen muß. Und solche Konflikte müssen sich unumgänglich zwischen Duma und Regierung, und innerhalb der Duma selbst – zwischen der progressiven Bourgeoisie und den reaktionären Elementen entwickeln. Für ein Land, das keine politische Erfahrung hat, muß die agitatorische Wirkung solcher Konflikte eine ungeheure sein. Eine revolutionäre Partei, die keinen Platz innerhalb der Duma findet, wird solche Konflikte im Interesse der Weiterentwicklung der Volksbewegung auszunutzen wissen, und deren Wellen werden dann bald die Duma selbst samt ihrer Urheberin, der Regierung, überfluten. Noch mehr wird sie jenen Kampf um die Wahlfreiheit auszunutzen wissen und notwendigerweise wird er entbrennen beim Versuch der „legalen“ Wähler, die ihnen oktroyierten Rechte zu verwirklichen.
Ich find euch toll.