Zu „Staat oder Revolution“ (Freiburg 2015), einer kleinen Arbeit über die Grundlagen der Begriffe von Staat und Recht, wird es bald auch einen zweiten Teil geben. In diesem soll, auf wiederholte Nachfrage, z.B. nachgetragen werden, was es mit der Entwicklung der westlich-liberalen Staatswesen einerseits, der staatssozialistischen Diktaturen andererseits auf sich hat; der erste Teil hatte sich an die europäisch-kontinentalen Verfassungsentwicklung gehalten, von der französischen Revolution zum Nationalsozialismus.
Die Untersuchung der britischen Staatsverfassung und ihres sagen wir widerspruchsvollen Verhältnisses zum modernen Staat führt zu einem allgemeineren neuen Begriff vom Staat und seinen Belangen, der für das Zeitalter der agrarisch produzierenden Gesellschaften insgesamt gilt; Rechtsprechung, Kultus, Militärwesen, Steuern und öffentliche Arbeiten sind mit dem Bodenrecht und der Eigentumsverfassung verflochten. Die Gesellschaft des Eigentums wieder ruht auf viel tieferen Fundamenten: auf dem Verhältnis der Geschlechter, und auf der Herrschaft der Männer. Die absonderlichsten Verrenkungen des gesellschaftlichen Bewusstseins, die Verrücktheiten und Verdrehungen jedes seiner Begriffe haben hier ihre Wurzel; wie natürlich die Religion.
Dieses alte Gemeinwesen, wie es Marx nennt, löst sich tendenziell auf durch den Geldgebrauch, wie er periodisch vordringt; nicht als ein linear die Geschichte durchziehender Fortschritt. Das Ergebnis pflegen wir den modernen Staat und die moderne bürgerliche Gesellschaft zu nennen. Aber so einfach ist es nicht. Aus den Elementen, in die sich die alte Gesellschaft auflöst, lässt sich auch keineswegs einfach die bürgerliche Gesellschaft zusammensetzen. Es fehlt etwas ganz entscheidendes. Diese bürgerliche Gesellschaft ist auf ganz andere Weise in die Welt gekommen, als ihre frühen Ideologen im Aufklärungszeitalter sich das dachten; und sie hat auch ganz andere Voraussetzungen, als die Ökonomen und Marxisten das in der Regel wissen.
Es zeigt sich, dass der dritte Band des „Kapital“ für die britische Staatsgeschichte wichtiger geworden ist als für die marxistische Theorie; und dass alles, was die marxistische Theorie über das 20. Jahrhundert zu sagen wusste, ganz ohne Benutzung der eigentlich marxschen Erkenntnisse zustandegekommen ist.