Wir dokumentieren die Pressemitteilung der Antira MUC.
Pressemitteilung: Betroffenenberichte zur Polizeigewalt beim Einsatz am
14.05.18 in Deggendorf und HengersbergSerie massiver Polizeigewalt: Nach Ellwangen und Donauwörth kam es in
Deggendorf und Hengersberg zu zwei Polizei-Großeinsätzen in einer Woche.Erneuter Polizei-Großeinsatz. Gegen 4:00 Uhr morgens wurden die
Bewohner*innen der Geflüchtetenunterkunft in Deggendorf am Donnerstag
den 17.05.2018 bereits zum zweiten Mal in einer Woche am frühen Morgen
durch polizeiliche Maßnahmen geweckt.Bereits am Montag, den 14.05.2018 führte die Polizei einen Großeinsatz
im Abschiebelager in Deggendorf und der Geflüchtetenunterkunft in
Hengersberg durch. Über 200 Beamt*innen stürmten in Kampfmontur und mit
Polizeihunden gegen drei Uhr morgens die Unterkünfte. Erklärtes Ziel war
die Einschüchterung der Geflüchteten, um künftige Solidarisierungen der
Bewohnenden bei Abschiebungen zu vermeiden. Zudem sollten zehn Personen
abgeschoben werden: Eine Familie mit zwei Kindern, vier Männer, eine im
siebten Monat schwangere Frau und ihr Sohn. Die 21-jährige Frau wurde
gefesselt, unter Gewaltanwendung von ihrem vierjährigen Kind getrennt
und in Abschiebehaft genommen. Eine andere Person verletzte sich aus
Angst vor ihrer Abschiebung selbst und musste ins Bezirkskrankenhaus
eingeliefert werden. Zwei Personen wurden trotz der Durchsuchung des
gesamten Gebäudes nicht angetroffen. Eine weitere Person stoppte ihre
Abschiebung im letzen Moment am Flughafen.Ein Bewohner schildert die Situation: „Die Polizei kam mit vielen Wägen,
in Kampfmontur gekleidet. Sie verhielten sich aggressiv, um uns
einzuschüchtern. Sie haben gewaltsam die Zimmer betreten und dabei
Menschen aus dem Weg gestoßen, wenn diese nicht schnell genug aus dem
Weg gingen.“Der Lebensgefährte der hochschwangeren Frau beschreibt ihre Festnahme
wie folgt: „Ich war es, der die Zimmertüre öffnete, die Polizei war in
voller Kampfmontur. Sie hielten meine Hände fixiert wie bei einem
Verbrecher. Dann schleppten sie mich in die Küche des Lagers, wo sie
mich festhielten, weil ich zu meiner Freundin zurück wollte. Sie ist
hoch schwanger und war immer noch in unserem Zimmer mit ihrem
vierjährigen Sohn. Etwa 50 bis 60 Minuten lang konnte ich hören, wie
meine Frau schrie und mit der Polizei rang. Schlussendlich wurde sie
gefesselt und in einen Polizeiwagen geschleppt. Ich wurde erst
losgelassen als sie weg war und dann sah ich, dass unser Zimmer völlig
zerstört worden war. Es muss ein heftiger Kampf gewesen sein, und sie
ist erst 21 und hoch schwanger. Natürlich habe ich versucht sie
anzurufen, aber ich konnte sie nicht kontaktieren. Am Dienstag dann hat
sie mir kurz auf Facebook geschrieben. Sie sagte sie sei am Sterben,
dass die Bedingungen so schlecht sind. Sie haben ihr ihren Sohn
weggenommen, ihn an Deutsche gegeben, aber wohin sagt man ihr nicht. Es
ist sehr schlecht für eine schwangere junge Frau, die Bedingungen sind
so schwer für sie.“„Die Bewohnenden der beiden Lager mussten massiv psychische und
physische Polizeigewalt am eigenen Körper erleben, oder mitansehen. Dies
soll Solidarität der Menschen untereinander und den Widerstand gegen
Abschiebungen verhindern – so wie auch in Ellwangen und Donauwörth.
Dabei wurde eiskalt eine Re-Traumatisierung von Geflüchteten und
Minderjährigen einkalkuliert“, sagt Ranja von Antira Muc. Die Gruppe hat
sich bereits mit den Protesten im vergangenen Dezember von Geflüchteten
in dem Abschiebelager in Deggendorf solidarisiert.
(https://solidarityandresistance.noblogs.org/post/2017/12/16/179/)
Mehr Informationen unter: twitter: @antira_muc, facebook: Antira MUC
@SolidarityandResistance