Zwar muss man es neidlos anerkennen: Georg Fülberth konnte bereits 2007 „Germania“ besser auf Latein deklinieren als Rolf Peter Sieferle. Sieferle hat sich allerdings jegliche Chance, was dazu zu lernen, unwiederbringlich verbaut. Nun gut, ich für meinen Teil hätt‘ trotzdem nicht gedacht, dass ich jemals wohlwollend den DKP-Marxologen Fülberth zitieren würde. Aber Recht hat der alte intergalaktische Kommunist Dietmar Dath – ein bisschen Heiliger Geist wohnt auch in dieser Gemeinde.
Man spricht von einem neuen Kalten Krieg und übersieht, worum es sich bei dessen Vorgänger handelte: um einen Systemkonflikt zwischen den Kapitalismus und einem – wie auch immer zu beurteilenden – Sozialismus. Jetzt aber geht es um die Machtverteilung innerhalb einer einer Ordnung, deren Insasse zu sein kein Vergnügen ist. Insofern ist die Gegenwart von 2019 dichter an 1914 als an der Truman-Doktrin.
Muss man da Partei ergreifen? Schlagen wir – weil so manches, was vergangen schien, wiederkehrt – zum zweiten Mal nach bei Karl Liebknecht: „Der Hauptfeind steht im eigenen Land!“ Dass der Feind seines Feindes sein Freund ist, hat er nicht gesagt.
So schreibt er etwa in konkret 6/19, „ Preisfrage. An der Haltung zu Russland scheiden sich mal wieder auch die linken Geister“, (S. 25).
Nun, Schluss mit dem Namedropping und anderen Geschmackslosigkeiten. Die Buchbesprechung von Jörg Kronauers Buch „Meinst Du, die Russen wollen Krieg?“ wurde dankenswerterweise in CEE IEH Nr. 257 (Mai/Juni) veröffentlicht.
„Eines der wenigen Dinge, an die ich mich, ehrlich gesagt, überhaupt noch aus meinem Studium der Politikwissenschaft erinnere, ist, dass es immer die Dümmsten waren, die nach morgendlicher Spiegel Online-Lektüre in den Seminaren zu den Internationalen Beziehungen am lautesten über die sog. Außenpolitik schwadronierten. Der Maßstab des Themas korrespondiert nicht unbedingt mit der Größe der Erkenntnis. Und wenn doch, dann meistens umgekehrt proportional. Es lässt sich bekanntlich am bequemsten – vorzugsweise von expertenhaften Gesichtsausdrücken und Gesten begleitet – fachmännisch, äquidistant, wissenschaftlich eben über das ›Weltwetter‹ schwadronieren, wenn man/frau eh nichts fürs ›Wetter‹ kann. Da sah man/frau beides bereits in ein und derselben Gestalt: Die politisch interessierten BürgerInnen am Frühstückstisch und die PolitikexpertInnen vom Frühstücksfernsehen, die sich beim Käffchen in die Rolle mal der einen, mal der anderen Regionalmacht unverbindlich einfühlen“.
https://www.conne-island.de/nf/257/9.html
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