Dem Grossen Thier ist ein entsetzlicher Fehler unterlaufen, für den es an dieser Stelle öffentlich um Entschuldigung bitten möchte. Wir haben, Monate ist das jetzt her, eine abscheuliche Eselei zugeschickt bekommen: eine dummdreist zusammengestümperte Rechtfertigungsschrift für ausgerechnet die DKP, die abgestandenste Sekte auf dem reaktionären Flügel der Linken.
Was noch viel schlimmer war: die Redaktion kam zu der Ansicht, der Verfasser des Textes sei Jakob Hayner, allseits geschätzter Autor und Mitherausgeber der Zeitschrift „Kunst, Spektakel, Revolution“.
Aber das schlimmste ist: ein Redakteur des Thier, von dem wir uns mittlerweile getrennt haben, hat den Text für gut befunden und auf den Blog gestellt. Dort steht es nun; wir haben vorläufig den angeblichen Verfassernamen als „H.“ abgekürzt.
Sehen wir uns den Schaden einmal genau an, ob so etwas wirklich von Jakob Hayner geschrieben sein kann.
Jeder kämpft ja auf dem verlorenen Posten, auf dem man nun einmal ist – so gut oder schlecht es eben geht. …Und wäre man ehrlicher, wüsste man auch, dass das alles gar nicht so schlimm ist. Ebenso wie die DKP.
Wenn man „das alles“, zu dem die DKP gehört, für schlimm hält, ist man also unehrlich: Das sagt H. so. Was will man da noch sagen? Bei einem Missgeschöpf wie der DKP lässt sich zum Glück allerhand sagen.
Die DKP wurde gegründet im Jahr des Einmarschs der fünf Armeen in Prag. In dem Jahr, da sich für alle Welt endgültig zeigte, dass es von dem „Sozialismus“ zum Sozialismus einen gangbaren Weg nicht gibt. Ich sage nicht: einen friedlichen, geraden etc., sondern: einen gangbaren.
Gerade die gesellschaftlichen Kräfte, die einen Weg von der Realität dieser Systeme, die sich ja fast schulterzuckend den real existierenden Sozialismus nannten, zu einer funktionierenden sozialistischen Demokratie zu gehen und erzwingen in der Lage gewesen wären, gerade diese Kräfte wandten sich in der Zeit unwiderbringlich von ihm ab, nämlich die Arbeiterschaft.
Diese späteste Ursache des Scheiterns dieses Sozialismus begeht die DKP durch ihre Neukonstituierung 1968 feierlich. Konnte das niemand wissen? Aber man hat es gewusst, und man hat es ihr gesagt. Die DKP ist schon zu Anfang hart und berechtigt kritisiert worden, nicht nur wegen ihrer Unterwürfigkeit gegen das DDR-Bonzenwesen und ihren Pseudo-Marxismus, sondern wegen des ausgesprochenen Spaltertums, dass in ihrer Gründung selbst lag; die ja auch weniger aus Verhandlungen der Arbeiterschaft, als aus Verhandlungen zweier deutscher Regierungen hervorging.
Die APO hatte immer einen KPD-Flügel gehabt, und es war nicht immer leicht mit diesem, aber mit seiner Verselbständigung war sie nicht mehr zusammenzuhalten. Um so mehr, als die neue Partei die maoistischen Elemente der illegalen KPD nicht zu integrieren in der Lage war, und sie als ebenfalls selbständige Sekten freisetzte.
Jede dieser Sekten hatte, die DKP voran, irgendeinem ausländischen Despotat und Vaterland der Werktätigen den Lehnseid geschworen, wie es der Brauch; eine irrer als die andre; und alles zusammengenommen machte der ganze St.Veits-Tanz ein Gespött aus der Linken, wie sie es besser nicht gekonnt hätten, wenn man sie bezahlt hätte.
Wenn man „ehrlicher“ wäre, hätte man, so H., an alledem eigentlich nichts auszusetzen. Ausserdem, es
kämpften und kämpfen in dieser Partei, wie in nahezu jeder anderen Politsekte auch, ein revisionistischer mit einem weniger revisionistischen Flügel, wobei es sich versteht, dass der vernünftige, also nicht revisionistische Flügel grundsätzlich in der Minderheit blieb.
Es hat freilich, wovon H. allerdings ahnungslos ist, schon früher Leute gegeben, die die DKP insgesamt eine revisionistische Partei genannt haben. Und zwar nicht nur die Trotzkisten und Maoisten, sondern auch solche, die gar keiner Sekte angehören, aber bei ihren Sachen sich gerne auf Marx beziehen statt auf irgendeine selbstverfertigte Theorie wie die des sog. Monopolkapitalismus, der antimonopolistischen Demoratie und andere schön ausgedachten Dinge mehr.
Diese Ahnungslosigkeit ist aber nicht gelernt, sondern naturwüchsig. Er begreift es aufrichtig nicht, wie man die Lehren der Klassiker so leicht missachten kann, wie wir es tun, ja wie man direkt sagen kann: die Lehren der leninistischen Klassiker, das ist der Revisionismus.
Ehrlicherweise muss man auch sagen: Mehr war wohl zu der Zeit nicht drin.
sagt H. stattdessen zu alledem. Mehr als eine Pseudo-Partei mit einem Pseudo-Marxismus als Parteidoktrin zu gründen? Zu gütig. Ja, wenn man in so unrevolutionären Zeiten wie 1968 lebt! Es blieb einem schier nichts anderes übrig. Zu was für Dingen müsste man sich dann heute erst gezwungen sehen, „ehrlicherweise“!
Nämlich
Die bundesdeutsche Gesellschaft erwies sich im Kern als reaktionärer als es die Ereignisse um 1967 nahelegen mochten
Rly? Die bundesdeutsche Gesellschaft hat sich damals in Wahrheit grundlegend verändert, namentlich ihre Arbeiterklasse. Zu schade, dass das den guten Leuten von der DKP völlig entgehen musste, die damals im FDJ-Blauhemd herumstolzierten. Wer war den reaktionärer als wer? Wenn man natürlich die DKP, die von der DDR ausgehaltene Scheinpartei, zum Mass nimmt, wie unbegreiflich reaktionär von den westdeutschen Arbeitern, dieser nicht in Strömen zugelaufen zu sein!
Von woher kamen denn dieser reaktionären Gesellschaft diese „Ereignisse“? H. scheint sich auf die uralte Selbsttäuschung der westberliner Studenten Studenten und ihresgleichen überall im Land zu verlegen, dass sie, die Studenten, mit ihren Umzügen auf der Strasse „68“ gemacht hätten. Nichts davon ist wahr. Sie waren nicht die Welle, sie waren der Schaum, der sich auf ihrem Kamm kräuselte. Die Welle aber hatte ihre Basis tief in der Gesellschaft, die H. für so reaktionär hält, und sie hatte sie tief aufgewühlt und umgegraben. War nicht umgekehrt gemessen daran die DKP jedenfalls reaktionärer als die Gesellschaft? Wir denken so.
Erst die Alternativen machten dann offensiv ihren Frieden…riefen zu den …»Schwitzhändchenketten« (Wolfgang Pohrt) für den Frieden auf, an denen sich dann auch die von Bedeutungslosigkeit bedrohte DKP beteiligte. In Zeiten der Reaktion bleibt niemand von Dummheiten verschont
Man zitiert den bei uns beliebten Pohrt immer dann, wenn man lügen will. „Erst die Alternativen“, und die DKP musste sich dann notgedrungen fügen. Nun, es war glatt umgekehrt. Die DKP und ihre Freunde von der „stalino-christlichen Allianz“, wie das Debord nannte, haben dem Wort „Frieden“ einen faulen Klang gemacht, indem sie es zur sowjetischen Propaganda-Phrase herunterbrachten. Eine Friedensbewegung, die sich für die Atomwaffen der Sowjetunion und den afghanischen Krieg unzuständig erklärte; und die jede Solidarität mit der oppositionellen Friedensbewegung des Ostens ablehnte. Mit einem wohlplatzierten gehässigen Pohrt-Zitat lässt sich von der Verlogenheit dieser DKP-geführten Bewegung gut ablenken, gerade indem man sie zu attackieren scheint; man muss nur unter dem Knall und Qualm geschwind so tun, als hätte die DKP mit der Sache eigentlich nichts zu tun. Es steht Pohrt drauf, also wirds stimmen. Es ist ja auch der späte Pohrt, von dem H. und andere den unerträglich besserwisserisch abwiegelnden Ton her haben, dieses „wenn man mal ganz ehrlich ist, ist das doch alles nicht so schlimm“; ein eristischer Kniff, den ich H. dringend empfehle, auch einmal vor Live-Publikum auszuprobieren.
notorischer Danebenlieger wie Trotzki, Bakunin und Pannekoeck
Wir freuen uns auf die Liste der Nicht-Danebenliegenden Sozialistischen Klassiker, die H. uns sicher dereinst zur Kenntnis bringen wird. Wird Enver Hoça dazugehören? Oder Pol Pot? Es gibt sogar in diesem infamen Textchen wenig, was infamer ist als das Wörtchen „Danebenlieger“. So viel Einverständnis mit dem Weltlauf. Aber wird H. dann fairerweise darauf verzichten, sich mit Zitaten Walter Benjamins zu schmücken? Oh ganz sicher nicht. Dazu macht Benjamin einfach zuviel her.
Das Geschwafel von der demokratischen Mehrheit, dem Dutschke in einem schwachen Moment verfallen war, obwohl er es besser wusste, hilft sicher nicht weiter
Dutschke ist dem nicht in einem schwachen Moment verfallen, Dutschke ist aus der DDR abgehauen, und wenn er so etwas hätte haben wollen, was H. wohl Sozialismus nennt, dann wär er vielleicht gleich da geblieben. Man muss seine Ansichten nicht teilen, aber ihm andichten, er hätte es besser gewusst, das geht vom verlognen ins unverschämte.
Aber wer den Genossen aus den falschen Gründen an den Kragen will, um sie letztlich mit demokratischen Mehrheiten belehren zu wollen, erledigt objektiv das Geschäft unserer Feinde
Nun, ich weiss nicht, H., ob es dir aufgefallen ist, aber schon wenn man die Reden, die du selbst führst, ernst nimmt, kann man nur zu dem Schluss kommen: es wäre in der Tat nötig, sehr gründlich das Geschäft eurer Feinde zu erledigen. Genau diesem Klima der aufgeblasenen Dummheit und Verlogenheit, in dem du dich so wohl fühlst, haben wir in der Tat an den Kragen zu gehen. Klassenfeind, wie dein lieber Ernst Busch sang, bleibt Klassenfeind.
Urteilen Sie selbst, meine Damen und Herren, ob dieses stumpfe Geschwätz wirklich von dem bekannten Kunstredakteur und Kritiker Jakob Hayner stammen kann, oder ob wir Opfer eines abgefeimten Betrugs geworden sind!
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