Letztens im Briefkasten

In der letzten Ausgabe des sympathischen Punkzines Underdog (#62) findet sich eine Besprechung unseres sympathischen Zines. Die Besprechung scheint wohlwollend zu sein. Eine Anmerkung erlaube ich mir hier trotzdem: nicht jede zitierte Passage ist eine „stark verkürzte Fassung“. Daher eine stark verkürzte Fassung der Underdog-Ausgabe – et voila:

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Also, sollte jemandem Punkrock samt Debatten, ob und inwiefern Kackschlacht und Bad Religion, Die toten Hosen und Napalm Death was mit radikaler Gesellschaftskritik zu tun haben, immer noch nicht aus beiden Ohren heraushängen, wird hier gut bedient.

Wie komme ich überhaupt auf Underdog? Die vierte Ausgabe habe ich im Sommer 2003 in die Hände bekommen und fand sie recht unterhaltsam. Und die Anzeige glaube ich in der Plastic Bomb entdeckt zu haben. Tja, zu so drastischen, beinahe veruweifelten Mitteln muss man manchmal greifen, wenn man in einer verschimmelten Kellerwohnung irgendwo im schönen Versbach wohnt. Danach habe ich übrigens eine Weile lang geglaubt, dass ALDI tatsächlich für „Allgemeine Lustwaren der Deutschen Industrie“ steht. Wenn das alleine nicht für Underdog spricht, dann weiß ich nicht weiter.

Mein Interesse für Punkrock oder die Subkultur (nicht jedoch für Punk oder Musik überhaupt) hält sich allerdings in Grenzen. Ich behaupte, seit O‘Haras „Philosophy of Punk“ alles Nötige darüber zu wissen. Dies ist jedoch in den meisten Fällen ein Zugang zur Szene, zur Politisierung. Meistens bleibt es allerdings dabei, die Szene größtenteils von Menschen bevölkert, die alle irgendwie links, praxisorientierte „Machmenschen“ sind, aber „keine großen Theoretiker sind, weißte“, die an derselben Praxis genüßlich scheitern. Weil sie es nicht schaffen, z.B. einen Antisemiten oder einen Putin-Fan in den eigenen Reihen in die Schranken zu weisen, oder Israelfahne am Tage der Befreiung von Auschwitz an einem Schornstein aufhängen. Auffällig, dass diese Szene von MusikkennerInnen und -liebhaberInnen so erstaunlich wenig über die Musik selbst reden kann. Das habe ich z.B. während einer fachgermanistischen Auseinandersetzung mit Neofolk am 7.6.19 in Conne Island erlebt, diese Unfähigkeit spiegelt sich in der Debatte um eine ausgeladene Band wieder. Man mag von Narthex halten, was man will, in einem Punkt muss ich ihnen einfach Recht geben: die linke Szene hat der Möglichkeit abgesagt, eine Spielart des Schönen und Erhabenen in ein linkes Selbstverständnis zu integrieren. Dabei gibt es m.E. zwei Weisen, eine größere Räumlichkeit zu füllen: einen Vortrag über Subkultur-Zeug („Wie politisch ist Pop / Wie links ist Oi! / Wie despotisch ist ein Technobeat“) zu halten oder irgendwas mit „Islamkritik“ zu fabulieren.

Nun zurück zu Underdog. Unterstützt DIY-Zines, lasst sie nicht wie manche Insektenarten nicht aussterben. Sie machen einen ähnlichen, wichtigen Job!

– spf

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