Alle möglichen Fronten scheinen gerade in Bewegung zu geraten. Der Russische Freiwilligencorps versetzt die Bevölkerung und die russländische Obrigkeit im Belgoroder Gebiet in Schock, der Staat zieht sich zurück, mehrere Ortschaften sind bereits gespenstisches Niemandsland, Schebekeno wird von unternehmungslustigen Menschen geplündert. Der Dekolonisierungsfanclub meldet sich zu Wort, manche der sympathischen Nerds und Drangons&Dungeons-Spieler haben allerdings einen sehr interessanten Werdegang. Mich wundert das, ehrlich gesagt, gar nicht: vor 15 oder mehr Jahren war diese antikoloniale Cosplay-Bewegung recht populär in Russland, ob sie sich Idel-Ural nannte oder z.B. Ingria, und da tummelten sich jede Menge NS-Anhänger. Warum nicht wieder, also, angesichts der Anrückenden Freunde? Das Gesicht des Freiwilligencorps, Denis „White Rex“ Kapustin lobt allerdings den „Wagner-“Chef(koch) Jewgenij Prigoschin als einen „russischen Patrioten“. Schauen wir mal, vielleicht bahnt sich noch eine sehr pikante Allianz in der Zukunft an.
Das private Militärunternehmen „Wagner“, welches erstens nicht privat, zweitens nach den russländischen Gesetzen gar nicht existiert, liefert sich Wortgefechte mit der privaten Armee „Achmat“von Ramsan Kadyrow, die ebenfalls nicht privat, sondern ein Teil der russländischen Nationalgarde ist. Das Verhältnis bleibt aber kollegial und freundschaftlich: Man kenne sich eigentlich noch seit der 1. und der 2. tschetschenischen Militärkampagne und sei bereit noch ein Auswärtsspiel in Grosny zu bestreiten. Nachdem „Wagner“ über jede Menge Kampferfahrung verfügen und „Achmat“ nur für Schutzgelderpressung, Einschüchterung vom Menschenrechtlern und TikTok-Videos mit nachgestellten Kampfszenen bekannt ist, würde Kadyrow im Ernstfall nur noch Gott helfen können. Es kann natürlich auch sein, dass Prigioschin sich ein bisschen übernimmt, denn er scheint parallel noch die regulären russländischen Streikkräfte hart zu trollen. Es ist bekannt, dass sie sich bereits die Rückzugswege gegenseitig verminen; neuerdings nahmen die Söldner einen Offizieren der russländischen Armee nach einem kurzen Gefecht gefangen, den sie jetzt eintauschen wollen.
Indes sprenge mutmaßlich die russländische Armee den Staudamm des Kachowkaer Wassekraftwerk, welches als eine der großen Baustellen der heroischen Epoche des Stalinismus 1956 fertig gestellt und in Betrieb genommen wurde. Nach uns die Flut (und später die Dürre – auf der Krim). Auf die scharfe Verurteilung seitens der deutschen FFF warten wir noch, aber es lässt sich aber vermuten, dass auf diese originale Weise der Rückzug von der Krim eingeleitet wird.
Der 3-tägige Militäraufflug nach Kyiv kommt im Schneckentempo zurück nach Hause. Der „Meister der Rackets“ ist kein Meister mehr und empfängt in seinem Bunker vorzüglich nur guten Nachrichten über den Verlauf der „Spezialoperation“. Kann sein, dass das bereits der Anfang vom Ende ist, die Rackets wetzen schon die Messer, die Künstler erschnüffeln schon am Po des Zeitgeistes die kommende Katastrophe (meine wärmste Empfehlung!), die Trägheit der russländischen Wirtschaft und die Geduld der Gesellschaft sollte man jedenfalls nicht unterschätzen. Das Wassen steht schon bis zum Hals, aber man kann ja immer noch so tun, als wäre nichts gewesen – wie der russische Gouverneur von Cherson, der vor dieser traumhaften Kulisse was vom normalen Alltag erzählt:
Die Frage bleibt jedoch: Wer entnazifiziert RuZZland? Es ist niemand da.
Nutzt ansonsten die Gelegenheit, schickt ein paar Groschen den Leuten, die im Katastrophengebiet gerade Menschen und Tieren in Not helfen: https://zgraya-help.com/en/home/
– spf