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Beschreibung
Die materialistische Untersuchung von Staat und Recht, die im ersten Band von Staat oder Revolution (2015) versucht wurde, ist in mehrerlei Hinsicht unvollständig geblieben. Sie musste sich auf den Begriff des Staats als Staat, als gegenüber der Gesellschaft selbständiger Form beziehen und führte zum Ergebnis, dass der Staat keine sekundäre Form ist, die aus der Bewegung des Kapitals abgeleitet werden könnte, sondern, dass die politische Form vielmehr selbst eine eigene Bewegung aufweist, die der des Kapitals analog ist. Dass Staat und Kapital zwei Seiten des selben Verhältnisses sind; dass ihre Eigenbewegungen aus derselben Ursache herrühren, die aber jenseits des im ersten Band betrachteten Rahmens liegt: das konnte dort nur vermutet, nicht aber gezeigt werden.
Der Rahmen des ersten Bands war zunächst der des kontinental-europäischen Staatsrechts in der Zeit nach der französischen Revolution gewesen. In Staat oder Revolution II wird jetzt erstens die Entwicklung der britischen Staatsverfassung, also desjenigen Staats, in dem die kapitalistische Produktionsweise zum ersten Mal zur Vorherrschaft gekommen ist, betrachtet und zweitens die Entwicklung des Staats nach seiner ökonomischen Seite hin, statt nur nach seiner politischen, also der Zusammenhang von Geldsteuer, fiskalischer Kasseneinheit und der permanenten Staatsschuld mit dem modernen Begriff des Staats in den Blick genommen.
Die modernen Gesellschaftsformen müssen sich spezifisch von den älteren unterscheiden lassen. Das erfordert einen allgemeineren Begriff von den Formen der agrarischen Gesellschaften. Dieser allgemeine Begriff ist nicht zu haben, ohne das Rätsel aufzulösen, warum ihr Inhalt, nämlich menschliche Tätigkeit, diese Formen, nämlich Herrschaft und Ausbeutung, angenommen hat. Dieses Rätsel führt zurück zu den Ursprüngen von Gesellschaftlichkeit überhaupt, zum Menschen als Naturwesen und zum Geschlechterverhältnis.
In den letzten Abschnitten wird der moderne Staat im Zusammenhang zwischen moderner Revolutionsgeschichte und der Durchsetzungsgeschichte des Kapitals betrachtet, sowohl in ihren imperialistischen als auch in den sogenannten antiimperialistischen Formen, von Britisch-Indien über das kaiserliche Japan bis zur Sowjetunion. Die Untersuchung versucht, mit einem Begriff von Revolutionsgeschichte zu enden, der der heutigen Lage angemessen ist.
Vita
Jörg Finkenberger, geboren 1976, Gastwirt, Landwirt, Jurist. Mitherausgeber der Zeitschrift Das Grosse Thier sowie des Magazins für aufrührerische Dichtung.
Aus dem Inhalt
- Einleitung
- Die britische Staatsverfassung
- Die agrarische Gesellschaft
- Steuer- und Repräsentativverfassung
- Ordnung, Trieb, Familie
- Die kapitalistische Produktionsweise
- Imperialismus und Staat
- Revolutionsgeschichte
- Schluss