In den letzten Tage vor den Kongresswahlen in den USA hat Trump das sogenannte Migrant Caravan zu einem beherrschenden Wahlkampfthema zu machen versucht. Es gibt eine ganze Reihe von Gründen für uns, ausführlicher über diese Karawane zu reden; und das ist nur einer dieser Gründe, nämlich: wird ein solches Geschehen von der Rechten mit Erfolg als Wahlkampf-Vogelscheuche hergenommen werden?
1. Man kann über solche Dinge nicht sinnvoll urteilen ohne einen gewissen Hintergrund. Mittlerweile berichtet die grosse Presse ein bisschen ausführlicher als in den ersten Tagen, als Trump die Deutungshoheit über das Geschehen hatte und versuchte, damit die Weissen an ihren rassistischen Ängsten zu packen.
Die Washington Post berichtet:
“These people who have normally migrated, hidden, day after day, had decided to come together and travel together to protect themselves,” Fuentes said.
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Fuentes had a long career as a political activist on the Honduran left. A former student leader who had protested against the U.S.-backed contra war to overthrow the neighboring Nicaraguan government, he was elected to the legislature in 2013 and hosted a radio show about migration called “Without Borders.” He is a staunch critic of President Juan Orlando Hernández.A week before the caravan started, Fuentes posted on his Facebook page a flier about the caravan that read, “We aren’t going because we want to, violence and poverty is driving us out.” It called people to meet at 8 a.m. Oct. 12 at the San Pedro Sula bus terminal.
“We are going to accompany these people,” Fuentes wrote on Facebook on Oct. 5. “We will support them at least for the departure.”
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“Everyone wants to know who is guilty, who is behind this,” said Irineo Mujica, director of Tijuana-based Pueblos Sin Fronteras, which has advocated for this and previous caravans, helping to arrange the routes and other logistics. “But no one has the power to organize this many people. No one can engineer an exodus.”
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Migrant caravans have traveled through Central America for several years, part human rights protest, part effort to guarantee safe passage for Central Americans traversing a dangerous route north. Normally, a Central American migrating to the United States must pay a series of cartel-linked smugglers to make the journey, a sum that can reach more than $10,000. The caravan offered a relatively safe way to migrate that was basically free of cost.
Diese Karawane ist, wie es aussieht, sowohl eine spontane Form gegenseitiger Hilfe und gegenseitigen Beistands auf einem gefahrvollen Weg, als auch ein Protestzug; Protest gegen die völlige Ignoranz der Weltöffentlichkeit darüber, wie Honduras seit dem Putsch von 2009 Stück für Stück mehr ins Chaos versinkt; und gegen das Schicksal der Flüchtlinge, auf ihrer Flucht, unsichtbar und ohne Stimme, Banditen und Wegelagerern hilflos ausgeliefert zu sein, zu denen in der Regel auch die Sicherheitskräfte gehören.
Und, zu guter Letzt, für alle diese erlittenen Leiden dann auch noch öffentlich als Verbrecher, als Gefahr, als Invasionsstreitmacht hingestellt zu werden, aufgehetzten Bürgern zum Abschuss freigegeben, damit einer wie Trump den unvermeidlichen Tag hinauszögern kann, wo die Meute, die ihn bejubelt hat, ihn irgendwann zerreisst.
Wie stehen die Chancen? Wenn die Flüchtlinge still und leise geblieben wären, wäre die Einwanderung in den USA auf andere Weise Wahlkampfthema gewesen: die Frage, ob man eine Mauer bauen muss, wird dann verhandelt anhand der Zahl von Menschen, die real aus Mexico einreisen, also nach der Grösee des vermeintlichen Problems; das ist vielen Liberalen sicherlich lieber. Den Preis zahlen aber die Flüchtlinge. Sie selbst werden als Problem verhandelt, ihre eigenen Leiden, die Ursachen ihrer Flucht, und auch die Berechtigung ihrer Ansprüche aber bleiben selbst denen unsichtbar, die sich mit ihnen solidarisieren könnten.
Es spricht eigentlich alles dafür, dass grössere Fluchtbewegung solche Formen annehmen. Es ist dies auch in Europa für die nächste grosse Fluchtbewegung zu erwarten, die mit grosser Wahrscheinlichkeit kommen wird. Es ist vermutlich in der Tat nur Ergebnis einer Kette von Zufällen, dass derartiges in dieser Grösse nicht vor 2 Jahren, in den letzten Monaten der letzten Balkanroute geschehen ist. Die Balkanroute, wird uns erklärt, sei geschlossen; aber das wird alle paar Jahre erklärt. In Wirklichkeit werden die Flüchtlinge auf gefahrvollere, beschwerlichere und teurere Routen abgedrängt, aber auf diesen Routen geht die Fluchtbewegung weiter. Nichts spricht dafür, dass es so bleibt.
Ein anderer Bericht, ebenfalls aus der Washington Post:
Like any town, the caravan has had its share of milestones and tragedies. Babies have been born, one man died after falling from a crowded truck, and several women have had miscarriages, according to Mexico’s Red Cross and rights officials. The migrants rise together at dawn, travel in clumps of families or friends from the same hometowns and hold nightly assemblies to decide where to go next.
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It can be a fragile alliance, frayed by exhaustion and uncertainty — and they had hoped it would have ended by now, with buses ferrying them to Mexico City and then north to the U.S. border. But the buses never came.
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Their movements are coordinated by megaphone-wielding members of the U.S.-Mexican activist collective Pueblo Sin Fronteras, although organizers say the caravan governs itself. But the crowds also depend on Mexican cities and towns that offer up community centers where they can sleep and church groups willing to slap together tamales and barbecue in the middle of the night.
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At a stop between Isla and Cordoba, Orlando Rodas Martinez, a 22-year-old organizer with Pueblo Sin Fronteras, advised people against splitting up and hitching rides.“Compañeros, we can’t skip ahead like this,” he told a group. “If there are few of you, it’s easier for the authorities to come and round you all up.”
“Some say one thing, and others say something else,” one man said, and took off.
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Eine selbstorganisierte, aber zerbrechliche Koalition; abhängig von jeder Unterstützung, die sie finden können, langjährige Aktive oder örtliche Kirchengemeinden; und man braucht bloss darauf warten, dass Trump oder Leute wie Trump die unterstützenden Organisationen als die wirklichen Urheber dieser Bewegung darstellen; in diesem Falle unter anderem die jüdische Hilfsorganisation Hebrew Immigrants Assistance Society, HIAS, und natürlich George Soroś, der nie fehlen darf, wo heute antisemitische Propaganda getrieben wird.
Solche Propagandalügen treffen auf eine gewisse Glaubensbereitschaft unter den Bürgern; die antisemitische Vorstellung, dass Juden hinter den meisten Dingen stecken, trifft auf die rassistische Vorstellung, dass die Flüchtlinge von sich aus ohne derartige Hintermänner nicht handlungsfähig wären. Nun, sie sind es ganz offenbar.
Es wird immer Leute geben wie den Killer von Pitsburgh. Es wird unglaublich viele Menschen geben, die sich durch die Bilder und die Berichterstattung von Fox News gegen die Flüchtlinge aufhetzen lassen. Vielleicht muss man mal nachsehen, wieviel das zu dem Ergebnis der letzten Wahl wirklich beigetragen hat.
Aber es wird auch immer Menschen geben, die so etwas entweder nicht glauben oder aufhören zu glauben, wenn man es schafft, mit der Realität der Flucht zu ihnen durchzudringen; und die Bedingung dafür ist, dass die Selbstorganisation die öffentliche Aufmerksamkeit erzwingt. Es ist irritierend und ärgerlich, wie wenig und wie spät die berühmten Liberals im amerikanischen News-Business auf die Idee gekommen sind, jemanden mal hinzuschicken zu dieser Karawane mit einem Kamerateam und einem Mikrofon und die Leute einfach mal zu fragen, wer sie sind. Stattdessen hat man Bilder von Youtube oder dem honduranischen Fernsehen genommen. Dieselben Fernsehmacher aber machten sich Sorgen, dass das Thema zu gross wird, und dass es Trump nützt. Dass es, wenn es gross genug wird, aufhört, Trump zu nützen: aus irgendeinem Grund kommen Liberale nicht auf diesen Gedanken.
“We left fear behind in Honduras,” said Lester Alvarado, 28, as he trudged along the highway in Veracruz on Monday. He fled Honduras with his wife Belkis Sánchez, 22 – leaving their three children with his parents – after gangsters shot up their restaurant in Tegucigalpa when they failed to pay protection money.
The Veracruz governor, Miguel Ángel Yunes, initially offered 160 buses to take the migrants straight through the state to Mexico City on Friday, telling the newspaper El Universal: “There are already migrants in Veracruz, begging for money in the streets. It’s a serious social problem and we don’t want it to increase.”
But he later reneged on the promise, claiming Mexico City was unprepared to receive so many migrants due to water service cuts – something denied by city officials. His decision left the migrants stranded in the city of Sayula on Saturday as they woke at 3am and queued for buses that never arrived.
“This cancellation is having the result of fragmenting the caravan, whose unity was its main form of protection,” the UN high commissioner for refugees tweeted on Saturday.
Die vor Banditen fliehen, werden von den regierenden Verbündeten der Banditen für Banditen erklärt. Warum schlucken die Bürger solche Lügen? Das Banditentum ist eine eigene innere Tendenz unserer Gesellschaftsordnung; sie kehrt in Krisenzeiten immer zu ihm zurück. Wie gross aber die Partei derer ist, die den Sprung der Gesellschaft selbst ins Banditentum mitmachen; und wir gross und selbstbewusst dagegen die Gegenkräfte; das lässt sich nur praktisch ermitteln, ja die Gegenkräfte lassen sich nur praktisch herstellen.
Die Konfrontation der Gesellschaft mit den Leiden und den Ansprüchen der Flüchtlinge, das ist eine entscheidende Voraussetzung für die Konfrontation gegen das Banditentum dieser Gesellschaft selbst. Was man die Linken nennt, sollte ein eigenes dringendes Interesse daran haben. Nicht nur die praktische und direkte Hilfe selbst, sondern die Hilfe dabei, die eigenen Ansprüche zu vertreten und dabei auf den eigenen Füssen zu stehen; die Unterstützung bei der Selbstbestimmung, das ist die Voraussetzung einer linken Position. Ansonsten bleibt ihr nur, zuzusehen, wie die Flüchtlinge zum Problem definiert werden, das minimiert werden muss; und mit ihnen die Position der Linken selbst, ihre eigene Existenz.
Fortsetzung folgt
Video-Bericht des Guardian
Noch ein Video (sng)
Ein Bericht über juristische Probleme
Noch ein Video
Das Flugblatt (s.o.) auf dem Facebook von Fuentes