Wo sind die Antideutschen, wenn man sie einmal braucht?

Hätte sich vor 10 Jahren die „Zeit“, die Hauspostille des gebildeten und selbstzufriednen Bürgertums, solch eine Diskurs-Gaunerei wagen können auch nur zu versuchen:

Antisemitismus und Antigenderismus sind verwandte Ideologien

Die „Zeit“, die früher sich mit Händen und Füssen gewehrt hat, Antisemitismus zu erkennen, wenn nicht ganz klar eine Hakenkreuz-Armbinde zu sehen war: die „Zeit“ und ihr Milieu haben sich erst spät und nur aus Staatsräson dazu herbeigelassen, Antisemitismus auch in der sog. „Israelkritik“ gelten zu lassen.

Aus dieser späten Kapitulation erwächste ihnen unverhoffter Nutzen: völlig schamlos lassen sich „Antisemitismus“ und „Holocaust“ jetzt als Argumente für die eigne Vortrefflichkeit einsetzen; umso leichthändiger, als man tief im Inneren ohnehin nie begriffen hat, was an ihrer früher so geliebten „Israelkritik“ antisemitisch gewesen sein soll.

Früher, vor zwanzig Jahren oder noch vor 10, hätte es Leute auf der Linken gegeben, die der „Zeit“ und ihrem Milieu ihre Lügen um die Ohren gehauen hätten. Diese Leute haben sich damals nicht vor solchen Gegnern gefürchtet. Die meisten davon gibt es ja noch; was sagen die dazu?

Fühlt sich da vielleicht einmal der eine oder andere herausgefordert? Begreift man, was auf dem Spiel steht? Der Gegner aus zwanzig, dreissig Jahren Kampf ist dabei, sich die Ergebnisse eurer Arbeit anzueignen, vielleicht wirds ja wieder einmal Zeit, aufs Pferd zu steigen, meine Guten?

Die Zeiten, wo es einfach war, sind ja nun eh vorbei und kommen nicht wieder! Und es ist vielleicht besser so, die Antideutschen waren denkfaul und selbstzufrieden geworden; diese Bewegung hat 2012 einen ganz anderen Menschenschlag angezogen als 2002, und gerade keinen besseren. Vielleicht ändert sich das ja auch einmal wieder?

Bei der Debatte um Vollbrecht geht es … um eine der zentralen politischen Dynamiken der Gegenwart: einen Kulturkampf von Rechts gegen Vielfalt und Gleichberechtigung, dessen Argumente mit altbekannten Denkfiguren arbeiten.

Die gebildeten Bürger in Deutschland und die, die es werden wollen, haben noch nie Hemmungen gehabt, sogar noch den Holocaust in Beschlag zu nehmen, um ihre jeweiligen Ideen durchzusetzen. Wir erinnern uns z.B. an 1999. Es hat damals wenig Gegenwehr gegeben, aber sie ist nicht ganz folgenlos geblieben. Was ist heute? Scheut man die Anstrengung, scheut man auf einmal das klare Wort? Wie weit musste es kommen, dass wir uns die Zeit der Antideutschen zurückwünschen?

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