Das Grosse Thier bittet um Mithilfe

Liebe zukünftige Thier-Autorinnen und -en,

wie ihr alle wisst, findet Mitte des Monats der Kongress der Strömung „Revolutionärer Bruch“ statt. Wir wollen totgeschlagen sein, wenn wir wissen, was das überhaupt ist, ausser dass es sich um einen momentan heiss gehandelten Auswuchs des studentischen Sektenwesens handelt. Und hier wird es für uns auf einmal interessant.

Die niedere, aber notwendige Kunst der Satire ist in der Linken in Verfall geraten. Dem kann und muss abgeholfen werden. Und der Kongress und seine Vorbereitung versprechen Premium-Content. Eine Debatte unter Pseudo-Linken, in der Sätze fallen wie dieser, ist Gold wert:

Die wesentliche Differenz, die zwischen uns und den Autor*innen des Aufrufs steht, ist unsere Ab­lehnung eines traditionellen Verständnisses der Linken, das diese im wesentlichen als revolutio­när-antikapitalistisch interpretiert und bruchlos an die Traditionen der Arbeiter*innenbewegung anschließt. Auch wir verstehen uns als revolutio­när und antikapitalistisch und setzten uns auch in die Tradition der Arbeiter*innenbe­wegung.

Das waren die Leute, die gegen unsern Vortrag in Leipzig aufgetreten sind. Kein Wunder:

Wir halten die Arbeiter*innenklasse für eine marginalisierte Gruppe unter anderen, der kein besonderer Vor­rang zukommt. Wie für jede marginalisierte Gruppe ergeben sich auch für die Arbeiter*in­nenklasse spezifische Strategien der politischen Arbeit, aus denen sich verschiedene Forderun­gen radikaler gesellschaftlicher Veränderung ab­leiten lassen. Aus den Konflikten der Arbeiter*in­nenklasse allein lässt sich beispielsweise die Überwindung des Hetero-monogamen-Komple­xes aber nicht denken. Diese Forderung ent­springt anderen gesellschaftlichen Konflikten, die sich zwar mit dem Klassenkampf über­schneiden, mit diesem aber weder identisch sind noch sich aus diesem ableiten lassen.

Übersetzt heisst das: was wir machen, hat zwar mit dem Klassenkampf nichts zu tun, aber wir werden trotzdem so tun als ob („überschneiden“); weil wir das Prestige der Unterdrückten brauchen. Was für decouvrierende Ausführungen muss nicht ein Kongress von mehreren rivalisierenden Gruppen dieser Art bieten! Und das alles in der verschwurbeltsten Sprache, die man sich nur wünschen kann. Man sollte es transkribieren und szenisch aufführen.

Es kann eigentlich nur grossartig werden. Anmeldung zum Kongress hier, Zuschriften zum Abdruck an die bekannten toten Briefkästen.

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