[Aus dem Heft #19]
Als Feministin kämpfst du immer an vielen Fronten: Gegen das Patriarchat, gegen staatliche Gewalt, gegen die Gewalt von Männern, gegen Sexismus und gegen Konventionen, Regeln und deine eigene Sozialisation. Als linke Feministin kämpfst du dann noch gegen Nazis und Männer an deiner Seite, die sich für moralisch integer und klüger halten, es aber oft nicht sind. Als Feministin wirst du aber auch bekämpft, immer von Männern, die dir deine Emanzipation vorwerfen oder sich angegriffen fühlen und sich auf den weitverbreiteten Sexismus und Antifeminismus zu ihrer Unterstützung verlassen können. Und neuerdings auch von Frauen, die dir vorwerfen cis zu sein und da du angeblich etwas gegen sie hast. Nun denn, eine Feministin zu sein, ist ein hartes Brot und sehr unsexy. Da ich aber eine linke Feministin und auch noch Antifaschistin bin, habe ich auch schon viel über Selbstschutz gelernt und verinnerlicht und das Erlernte hat mir dabei immer geholfen, mich weder einschüchtern zu lassen, noch Angst zu haben zu müssen oder mich aus Strukturen zurückzuziehen. Darum gebe ich hier einen kleinen Einblick in meinen Methodenkatalog:
1. Pseudonymität schützt
Ich benutze immer wieder unterschiedliche Pseudonyme und ich meide Medien, in denen ich das nicht kann. Mit Pseudonymität erschwere ich Adressierbarkeit. Eine Redaktion ist gezwungen, den Hass auf mich abzufangen. Eine Redaktion ist Hemmschwelle und Torwächter zugleich. Da ich viele Texte schreibe, die der Mehrheitsgesellschaft gegen den Strich gehen, ist der Mangel an Adressierbarkeit ein Vorteil. Über falsche Namen erschwere ich neben der Zuordnung eines Namens, auch die einer Anschrift und die eines Gesichts.
Um mich und meine Texte zu schützen, veröffentliche ich nur auf entweder anonymen Medien, d.h. ohne Impressum, denen ich vertraue und die für Abmahnungen nicht erreichbar sind oder solchen, denen ich aus anderen Gründen vertraue. Wenn ich mich aktiv an einer Plattform beteilige, dann ohnehin nur einer, die mit Pseudonymen umgehen kann, die Autorin schützt, wie auch im Umgang mit unterschiedlichen Meinungen und Kritik versiert ist. Abmahnungen gehören heute leider zum Alltag im publizistischen Betrieb und ganz gleich wie berechtigt sie sind, es hängt immer eine Kostenforderung dran. Eine Abmahnung ignorieren zu können, ist ein Privileg. Gönnt euch das, in dem ihr sichere Server nutzt, die eure Zustellanschriften schützen oder bestenfalls selbst nicht kennen.
2. Unterstützung organisieren
Neulich ist eine befreundete Feministin bei einem Besuch einer Veranstaltung in eine Rangelei geraten. Ihr war es am unangenehmsten, in dieser bedrohlichen Situation auf den Schutz durch Männer angewiesen zu sein. Männer, mit dicken Armen und breiten Kreuzen, um Hilfe zu bitten, ist mir nicht unangenehm. Wenn ich Angst habe, rufe ich ohne die geringste Scheu Unterstützung und sie wird kommen. Das ist im Antifaschismus auch nichts Neues, die Bedrohung durch rechte Gewalt ist allgegenwärtig und wird durchaus bei der Organisation von Strukturen mitgedacht. Bei Veranstaltungen denke ich auch immer das Sicherheitskonzept mit. Aber auch zu Hause. Ein Feuerlöscher hinter der Tür, Reizgas im Schuhschrank, eine mehrfach gesicherte Tür, gesicherte Fenster, die Möglichkeit Hilfe zu rufen, eine Hausgemeinschaft, die nicht erst kommt, wenn es aus der Tür stinkt etc. In meinem Fall greife ich für den Selbstschutz auf antifaschistische Strukturen zurück, kann mich aber auch auf feministische Strukturen verlassen. Da gibt es ohnehin viele personelle Überschneidungen. Aber ich würde auch jeder feministischen Struktur raten, einen Notfallplan, eine Telefonkette und ein Konzept zum Selbstschutz der Involvierten parat zu halten. Die wichtigste Bedeutung einer Struktur ist neben einem gemeinsamen Ziel die Solidarität untereinander und einander verbindlich vertrauen können. Ich empfinde es mittlerweile als Ausdruck meiner fortschreitenden Emanzipation, die Hilfe von Männern in Anspruch zu nehmen, ja sogar darum zu bitten, denn damit leisten sie etwas sehr Gutes: Sie supporten mich, eine linke Feministin. Und sie geben mit dir Möglichkeit, mich geschützt zu äußern, in einer Welt, die genau das nicht will. Das ist eine sehr edle Aufgabe, die einem linken Mann da zukommt. Und oft ohne, dass er es weiß, bekämpft er damit auch die linken Macker, die das genau nicht wollen sondern selber glänzen, mit dem was sie Feminismus nennen.
3. Dickes Fell antrainieren
Zu meiner mentalen Selbstverteidigung trägt am sichersten mein dickes Fell bei. Seit ich mich bewußt und öffentlich feministisch äußere soll ich eigentlich damit aufhören. Um mich zum Schweigen zu bringen, wurde schon viel unternommen. Nichts davon hat funktioniert. Viele Versuche habe ich zu meinem großen Glück nicht mitbekommen oder erst im Nachgang. Aber ich habe solche Menschen in meinem Umfeld, die mich auch über Mist informieren, den ich eigentlich nicht mitbekäme. Einfach damit ich vorbereitet bin oder intervenieren kann. Ich durchsuche auch regelmäßig Netzwerke und das Internet nach meinem Namen und habe einen Google-Alert eingerichtet. Vor einiger Zeit war es zB. notwendig, Kommentare, die in meinem Namen verfasst wurden, löschen zu lassen und meine Adresse aus dem Netz zu klagen und Google aufzufordern, bestimmte Internet-Adressen aus der Suche zu entfernen. Jedes Mal, wenn ich bemerke, dass mir jemand schaden will, tut das weh, aber ich suche nicht mehr die Schuld bei mir oder bilde mir ein, dass mein Verhalten diesen schäbigen Umgang beeinflussen könnte. Es ist einfach diese Gesellschaft in der ich nun mal lebe, in der mir Vorgaben zum Verhalten einer Frau gemacht werden und ich dagegen so oft verstoße und verstoßen muss. Gegen die Vorgaben kämpfe ich in der Theorie, aber auch in der Praxis. Ich propagiere Feminismus nicht nur, ich lebe ihn. Aber ich bilde mir dabei nicht ein, mich gegen die Gewalt dieser Gesellschaft und einiger Protagonisten selbst körperlich verteidigen zu können oder allein dagegen etwas ausrichten zu müssen.
4. Abstand halten
In meiner bisherigen Praxis habe ich gelernt, dass einige Angriffe allein dadurch abgewehrt werden können, in dem frau sich ihnen entzieht. Bevor ich mich in einen Kampf begebe, überlege ich, ob es sich lohnt und welche Alternativen es gibt. In meiner Jugend habe ich Konflikte gesucht und gefunden und auch geführt, weil ich Zeit und Lust hatte. Heute weiß ich, dass ich auch anderen ihre eigenen Probleme überlassen kann und sie machen daraus, was sie wollen und wozu sie in der Lage sind. Oder aber ich reagiere ganz unerwartet, zB mit einem Bossmove von hinten durch die Brust. Und niemand erfährt jemals, was und wer dahinter steckt. Heute geht es mir nicht mehr nur um den Konflikt, um das Lernen daraus und das Schärfen der Argumente, sondern ganz konkret ein Ziel zu haben und die Schritte zu unternehmen, die dafür notwendig sind, aber das auf einem Weg, den ich kontrollieren kann. Das bedeutet, dass mein Ego ewig darunter leiden wird, die Anerkennung dafür anderen (meistens Männern) zu überlassen, aber die haben auch weniger dafür auszuhalten oder zumindest andere Dinge, aber nichts davon betrifft mich.
5. Fehler machen, aber nicht immer wieder
In meiner Jugend hatte ich oft das Gefühl, ich müsse besonders viel machen oder besonders hart arbeiten, um Anerkennung zu finden. Dem ist nicht so. In dem Moment, in dem du nicht leistungsfähig bist, und trotzdem Support erhältst, erkennst du, dass es um dich geht und nicht um deine Leistungsbereitschaft. Ein solches Umfeld wünsche ich jeder und jedem. Es ist nicht schlimm, mal Mist zu erzählen. Wenn die Kritik solidarisch bleibt und den Raum nicht verlässt, bist du sicher. Das sind Mindeststandards in zumindest linken Strukturen. Solidarität und Verbindlichkeit ebenso. Darum verstehe ich nicht, warum die derzeit massiven Angriffe auf Feministinnen, ob intern oder extern, nicht solidarisch abgewehrt werden, sondern so verhalten und verschämt reagiert wird. Angriffe auf Radikale Feministinnen sind Angriffe auf die Radikale Linke. Radikale Feministinnen sind Antifaschistinnen. Als „Feminazis“ oder neuerdings als „Terfascho“ beschimpft zu werden, macht aus einer Feministin keine Feindin. Fehlt einer Radikalen Feministin aber der Support linker Strukturen, aus Gründen, die ihr bitte dringend reflektieren solltet, dann liegt das an euch und nicht an ihr. Mir wurde zB. von linken Strukturen der Support aus Gründen versagt, die ich für puren Sexismus halte, weil ich als „streitbar“ gälte, vom „Männerhass“ getrieben sei, „schwierig“ sein oder einfach „irre“, meine Art der Konfliktführung „kritisiert“ werden kann usw. Diesen Strukturen nehme ich ihren Feminismus nicht einmal ab, wenn sie Sexismus brauchen, um ihn zu verteidigen. Aber für solche sexistischen Feministen ist ein weiterer Vorwurf nur ein weiterer Grund, um nicht solidarisch zu sein.
Fazit
Was linke Strukturen tun müssen und wie sie sein müssen, damit Feministinnen wie ich, sich darin wohl und sicher fühlen: Reflektiert euer Fehlverhalten. Reflektiert euren Sexismus. Wenn ihr einer Feministin etwas vorwerft, überlegt, welche Wirkung es auf euch hätte, wenn es darum um einen Mann ginge. Wie viel coole linke Theorie steckt bitte im „Männerhass“ oder „Wahnsinn“ einer Feministin? Wenn ihr nicht mindestens Alice Schwarzer in eurer Gruppe aufnehmen würdet, um ihr einen sicheren Rahmen zu bieten, ihren Feminismus mit ihr zu besprechen und sie gegen Rangelei zu verteidigen, weil sie Lebenserfahrung hat und einen unerschöpflichen Fundus an Ideen als politischem Aktivismus, dann legt euch pennen. Wenn ihr eine „streitbare“ Frau als „Belastung“ wahrnehmt, dann nehmt den weißen Mann ins Visier, der in diesem Moment die politische Entwicklung eurer Gruppe behindert. Wenn ihr auch nur eine Feministin gehen lasst, wegmobbt oder ihre Wünsche nicht ernst nehmt, dann gebührt euch genau das Schicksal eines bedeutungslosen, versoffenen Männerzirkels mit Zotenhumor, zu dem ihr zwangsläufig werdet. Seid bitte einfach solidarisch, auch mit Feministinnen. Unterbietet niemals die Mindeststandards linker Strukturen, schützt sie und ihren Feminismus. Auch und gerade dann, wenn es nicht das ist, was ihr hören wollt. Redet mit ihr, stellt eure Haltung dagegen, diskutiert mit ihr, aber gebt sie nicht zum Abschuss einer sexistischen und frauenverachtenden Gesellschaft frei. Eine Frau, die öffentlich denunziert wird, die mit ihrem Namen und ihrem Gesicht, als Feministin der Öffentlichkeit angeboten wird, hat anderes auszuhalten als ein Mann. Sie verhält sich anders, ist anders sozialisiert. Ihr widerfahren andere Dinge als einem Mann. Fragt sie, hört ihr zu und nehmt ihren politischen Aktivismus ernst. Frausein ist, selbst wenn ihr Frauen nicht als eigene Klasse begreift, ein Teil der kapitalistischen Lebenswirklichkeit, die ihr berücksichtigen müsst und nicht ignorieren dürft und zudem ihr als Männer nur über Erzählungen oder Täter Zugang habt. Eure Theorie und Praxis wird davon profitieren. Schafft diesen Raum, in dem sich Feministinnen wohl und sicher fühlen. Und erkennt ihre Lebenswirklichkeit an: Ihre Angst vor Gewalt, ihre Unsicherheit sich körperlich selbst verteidigen zu können, ihre Wut auf allgegenwärtigen Sexismus, ihren Mut, sich trotzdem politisch zu äußern. Um schlimmstenfalls von Männern ausgelacht oder bestraft zu werden, die um so vieles dümmer sind als sie. Verzeiht ihr Fehler, diskutiert sie, denn ihr seid auch nicht perfekt.
von Emily Wiliams
Alice Schwarzer ist eine Deutsche, widerliche Elendsgestalt der Wohlstandsverwahrlosten Mittelschicht, die Nazis wie Leni Riefenstahl eine Plattform gegeben hat. Solcher Abschaum braucht keine Solidarität, sondern eine auf die Deutsche Fresse.
zum politischem Aktivismus….
Das Politische ist Der Staat, Staat ist Herrschaft, nichts anderes.
politischem Aktivismus ist halt was Wohlstandverwahrloste Mittelschichtkids machen und glauben, Sie richten sich damit gegen Herrschaft und Ausbeutung.
Feminismus der nicht Materialistische Kritik ist, eben nicht Kommunistisch ist, ist Bürgerlicher Idealismus und was anderes machen Linke, Wohlstandsverwahrloste Mittelschichtkids nicht.
Frauen sind keine Klasse, Klassen sind rein Ökonomische Kategorien, eben Käufer und Verkäufer der Ware Arbeitskraft und Klasse der Grundeigentümer.
Wenn also eine Frau nicht der Klasse der Verkäufer der Ware Arbeitskraft angehört, dann ist Sie privilegier, auch gegenüber Allen Männern, die nichts als Ihre Arbeitskraft zu verkaufen haben.
Der ganze Artikel läuft am Ende selbst auf Identitätspolitik hinaus, der Text ist offensichtlich von einem Wohlstandsverwahrlosten Mittelschichtkid, das glaubt Kritisch zu sein, doch nichts weiter reproduziert, was Ideologisch vorhanden ist, das Verhältnis von Theorie und Praxis.
Kritik ist keine Theorie, Kritik zielt nur auf Erkenntnis, auf Wahrheit ab und Die Wahrheit ist, Das Kapital ist Moderne, Säkulare Religion und existiert nur deshalb weiter, weil die Mehrheit der Subjekte genau dies will, egal welche Herkunft, welches Geschlecht, welche Sexualität.
Sexismus ist Ideologie und somit Falsches Bewusstsein, das die Subjekte über die Verhältnisse haben. Dabei spielt das Geschlecht der Subjekte keine Rolle.
Auf diesem Niveau des Begriffes Feminismus, kann man auch A. Merkel oder M. Thatcher als Feministin bezeichnen, deren politischem Aktivismus ist halt offensichtlich und hatte Erfolg, für Sie selber.
Als Feministen bezeichnen sich auch all die Spinner die von Gender reden, was nichts anderes als Geschlechterverhältnis heißt, was diese Elendsgestalten affimieren.
Der Ruf nach Solidarität ist hier auch nur der Ruf nach Gemeinschaft