Neues von der Pseudo-Linken (IV)

Teil I Teil II Teil III

Eine kurze Unterbrechung für eine möglicherweise gute Nachricht. Wir hatten vorlängst geschrieben:

Jeder lacht über die Riesenmaschine der IL-Organisation, die Heerscharen von Leuten mit der Planung und Durchführung von Aktionen beschäftigt, nicht damit eine Arbeit getan ist, sondern damit man in die Nachrichten kommt und der Eindruck erweckt wird, dass man Arbeit tut. Damit zieht man Leute an, die man für den Betrieb der Riesenmaschine braucht. Wieviele Gruppen funktionieren nach demselben Prinzip?

Wir hatten damals keinerlei Hoffnung, dass solche Gedanken auch innerhalb dieser Organisation gedacht wurden. Aber:

Viele von uns glauben, dass die Strukturen und ihre (un)gewollte politische Bestimmung, die wir selbst mit aufgebaut haben, heute zu einem Problem für die notwendige Neubestimmung linksradikaler Politik, für die Neubestimmung unversöhnlicher, antagonistischer Existenz in dieser Welt geworden sind. Wie weit diese Selbstbeharrung inzwischen reicht, war auch unter uns umstritten, auch die Beiträge in den Diskussionen sind da unterschiedlich in ihrem Pessimismus über die Zukunftsfähigkeit der iL. Als Vorbereitende waren wir uns allerdings einig darin, dass die oben angesprochenen Problematiken nicht nur die iL angehen, sondern die radikale Linke insgesamt

Solche und ähnliche Dinge sind auf einer Tagung im Juli 2021 in Berlin diskutiert worden, und sind in einem Reader zur Tagung nachlesbar. Das ist an und für sich eine gute Nachricht; auch wenn man äusserst misstrauisch sein sollte, wie weit und wohin solche teilweise Einsichten führen werden. Und in der Bewegungs-Linken ist alles das, was hier kritisiert wird, noch quicklebendig und kregel; wie gut kommentieren sich folgende beiden Sachen, eines aus dem Reader, das andere aus der Realität:

Der Ungehorsam ist inzwischen ritualisiert. Bei unseren Aktionen bucht man inzwischen ein Rundum-Sorglos-Paket wie einen Abenteuerurlaub, von der Busfahrt bis zur Essensversorgung während der Blockade, alles ist perfekt organisiert. Daneben gibt es noch Skillsharing-Angebote, um sich »Kompetenzen« anzueignen und beispielsweise auf Social-Media zu »verwerten«. Kurz vor dem vorgesehenen Ende der Aktion heißt es dann: Die Blockade ist nun beendet, der Bus fährt gleich zurück. Den Rahmen dafür stellt ein linkes Regelwerk mit Aktionskonsens, für den auch die iL steht. Bestes Beispiel dafür ist Ende Gelände.

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